top of page

Wie Meditation das Gehirn verändert




Menschen, die regelmäßig meditieren, fühlen sich unter anderem ausgeglichener und konzentrierter. Was dabei genau im Gehirn passiert, hat ein Team der Medizinischen Universität Innsbruck nun untersucht: Der Denkapparat vernetzt sich neu.


„Begeben Sie sich in eine angenehme Position. Und dann ganz entspannt: ein- und ausatmen, ein- und ausatmen. Beobachten Sie, was die Atmung mit Ihrem Körper macht. Und dann nochmals ganz natürlich: ein- und ausatmen, ein- und ausatmen.“ Unter der Anleitung einer professionellen Yogalehrerin haben zwölf Männer und 17 Frauen ohne einschlägige Erfahrungen sieben Wochen lang Meditation praktiziert. „Normalerweise sitzt man bei diesen Atemübungen, unsere Probandinnen und Probanden sind aber gelegen“, erzählt Elke Ruth Gizewski, Neuroradiologin an der Medizinischen Universität Innsbruck.


Ö1-Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen Aktuell am 16.3. um 13.55

Diese Positionsadaptierung hatte einen konkreten Grund: Die Testpersonen sollten nämlich lernen, sich auch in einer Magnetresonanztomographie-Röhre, also während einer MRT-Untersuchung, in einen meditativen Zustand zu versetzen. Gizewski und ihr Kollege Nicolas Singewald wollten im Rahmen einer Studie untersuchen, wie sich Meditation auf den Gehirnstoffwechsel auswirkt. Dafür wurden die Gehirne der Testpersonen jeweils vor und nach der Studie mittels MRT analysiert. „Und dabei konnten wir sehen, dass schon nach kurzer Zeit Veränderungen in mehreren Regionen aufgetreten sind. In den Basalganglien ist es etwa zu einer vermehrten Aktivität gekommen.“


Neu vernetzt

Die Basalganglien spielen bei einer Reihe von Prozessen eine große Rolle – etwa bei Bewegungsabläufen. Aber auch der Stirnlappen, welcher motorische und kognitive Prozesse steuert, und der Schläfenlappen, der wiederum für Reizverarbeitung verantwortlich ist, wurden durch die Meditationsübungen beeinflusst. Der Denkapparat der Probanden hat sich neu vernetzt.„Damit ist das Gehirn in der Lage, anders auf Reize zu reagieren.“ Das kann besonders in Krisenzeiten hilfreich sein. Derzeit sind psychische Erkrankungen stark im Steigen begriffen. Gerade bei Menschen mit Angststörungen könne Meditation positive Effekte zeigen, sagt Gizewski. Die Testpersonen ihrer Studie hätten zwar keine diesbezügliche Erkrankung gehabt, dennoch wurde ihr Gemütszustand unter die Lupe genommen. „Und da konnten wir tatsächlich auch in dieser Probandengruppe sehen, dass durch die regelmäßige Meditationspraxis die Ängstlichkeit abgenommen hat.“Täglich zehn bis 15 MinutenDabei reichen schon zehn bis 15 Minuten täglicher Meditation aus, so die Neuroradiologin. Sie rät, sich zuvor Tipps bei einer professionellen Yogalehrerin oder einem Meditationstrainer zu holen. Das funktioniere auch über Onlinekurse.Gizewski und Singewald – die ihre Studie heute im Rahmen der „Woche des Gehirns“ der Medizinischen Universität Innsbruck online präsentiert haben – planen weitere Forschungen auf dem Gebiet. „Wir wollen die Probandinnen und Probanden nochmals in einem Jahr untersuchen, um auch zu sehen, wie sich Meditation langfristig auf unser Gehirn auswirken kann“, sagt Elke Ruth Gizewski.


Daphne Hruby, Ö1-Wissenschaft, 16. März 2021

Comments


bottom of page